Projekt „KI und digitale Teilhabe: Künstliche Intelligenz für Senior*innen“ gestartet
Volles Haus beim ersten Kurs im Zentrum 60plus Alte Kirchstraße in Katernberg
Die Nachfrage war enorm, es blieb kein Platz unbesetzt: Mit der Seminarreihe „KI und digitale Teilhabe: Künstliche Intelligenz für Senior*innen“ im Rahmen der AWO Initiative „KI mit Herz“ hat die gerade im Entstehen befindliche KI-Akademie der AWO Essen einen Nerv der Zeit getroffen. Mit der Initiative ist die AWO Essen Vorreiterin im stadtweiten Projekt „KI und digitale Teilhabe“ des städtischen Amtes für Soziales und Wohnen, von den nun gewonnenen Erfahrungen sollen auch andere soziale Träger in Form eines Handbuches für Bildungsangebote in Sachen KI profitieren. Zum ersten rund vierstündigen Termin unter der Leitung des KI-Experten und Ethikers Prof. Dr. Stefan Heinemann kamen 30 Teilnehmer*innen ins Katernberger Zentrum 60plus Alte Kirchstraße. Dank der Unterstützung des Essener Seniorenförderplanes konnte die AWO die Teilnahme für alle Glücklichen, die einen Platz ergattern konnten, kostenfrei anbieten.
„Dass das junge Menschen viel schneller und besser können als ältere ist schlicht ein Märchen.“ Prof. Dr. Stefan Heinemann ist nicht nur der „Lehrer“ der beiden insgesamt achtstündigen Seminare in den Zentren 60plus Alte Kirchstraße und Butzweg (Essen-Bochold), die sich auf jeweils zwei Termine aufteilen. Er ist auch Botschafter der „KI mit Herz“ bei der AWO Essen und als solcher will er zunächst einmal Hemmschwellen abbauen und Mut machen – gerade bei der älteren Generation. „Auch für uns jüngere Menschen ist das alles neu und wir probieren das genauso aus“, begrüßt er den voller Erwartungen zuhörenden Kreis Menschen, der an diesem Tag nach Katernberg gekommen ist. Das Thema zieht.
Und ist oft mit Unsicherheiten, Hemmungen oder Ängsten verbunden, die von Nicht-Wissen oder einfach mangelnder Praxis genährt werden. In den folgenden Stunden wird dies systematisch vom Dozenten bearbeitet. Wie arbeitet eine KI? Welche verschiedenen Angebote gibt es? Welche Erfahrungen hat man gemacht? Was hat das Ganze für ethische Auswirkungen? „Stellt Euch vor, Ihr habt einen fleißigen elektronischen Assistenten, der unzählige Bücher gelesen und Informationen gesammelt hat, um Eure Fragen zu beantworten. Er hat aber keine ,echte‘ Intelligenz wie der Mensch, sondern erkennt Regeln und Muster. Für uns bei der AWO ist wichtig: Der Mensch trifft die Entscheidungen, die Technik bereitet vor“, erläutert er.
Gewohnt fundiert und sehr unterhaltsam führt der Professor durch die Thematik, beleuchtet Vorder- sowie Hintergründe, gibt in diesem und wird noch mehr im zweiten Zusammenkommen praktische Hilfestellungen geben, etwa beim Briefeschreiben, bei der Alltagsplanung und vieles mehr. Und er beleuchtet auch die negativen Seiten: So machen einige Gäste ein verdutztes Gesicht, als ein höchst realistisch aussehender Prof. Dr. Heinemann noch einmal alle von einem Bildschirm begrüßt und der reale Professor aufklärt: „Davon ist nichts echt, das habe ich in ein paar Minuten mit einfachen KI-Werkzeugen erstellt. Das können auch alle Seniorinnen und Senioren.“ Eine Frau im Publikum kommentiert umgehend: „Das macht Angst!“
Ja, es gibt auch negative Seiten, und Sensibilisierung gehört zum Programm der „KI mit Herz“. Die Gäste sollen möglichst da abgeholt werden, wo sie tatsächlich stehen. Jede(r) Teilnehmer*in hat beispielsweise vorher einen Fragebogen ausgefüllt, in dem neben dem Wissensstand auch die Wünsche und Erwartungen durch die Abteilung „Bildung“ bei der AWO Essen, sie entwickelt und organisiert die Lernangebote der Akademie, abgefragt wurden. Alle sollen am Ball bleiben.
Genau deshalb haben AWO Vorständin Claudia Osterholt und AWO Vorstandsreferent Philipp Hennen zusammen mit anderen die Idee der Initiative „KI mit Herz“ – das Herz ist das Symbol der Essener AWO – angestoßen. Als Fachmann und Botschafter holte man sich Prof. Dr. Stefan Heinemann ins Boot. Sowohl für die Mitarbeiter*innen innerhalb der AWO also auch für verschiedene Personengruppen wie etwa die Senior*innen wurden schon und werden in Zukunft in der „KI Akademie“ niederschwellige regelmäßige Angebote vor Ort entwickelt.
Doch nicht nur verschiedene AWO Einrichtungen wie die AWO Zentren 60plus oder die Tagesstätten in den Stadtteilen werden im kommenden Jahr zu sogenannten KI-Laboren. Angedacht ist, dass sich stadtweit ein möglichst flächendeckendes Netz von Anlaufstellen der verschiedenen sozialen Träger entwickelt, die für diese besondere Art der Erwachsenenbildung sorgen.
Philipp Hennen erläutert: „KI wird unser aller Leben in zunehmendem Maße stark beeinflussen und auch mehr und mehr die Teilhabe am gesellschaftlichen Miteinander bestimmen. Es ist unser Auftrag als AWO uns um Menschen zu kümmern, die am Rande stehen. Diesen Menschen Zugang zu den Technologien und das Ausprobieren dieser zu ermöglichen, liegt uns buchstäblich am Herzen.“ Claudia Osterholt ergänzt: „Wir werden Menschen dieses Wissen zu Verfügung stellen und ihre Fähigkeiten schulen, ihnen damit eine digitale Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen.“