Melanchthon-Dialoge gestartet

Dreiteilige Gesprächsreihe über „Identität und Integration“ der Essener AWO und der städtischen Stabsstelle Integration im Bezirk III

Dozent des ersten Teils der Melanchthon-Dialogreihe: Münsteraner Kulturwissenschaftler PD Dr. Özkan Ezli (Universität Münster). Foto: AWO Essen

Einen ungewöhnlichen Einstieg wählte der Münsteraner Kulturwissenschaftler Dr. Özkan Ezli beim Start der dreiteiligen Gesprächsreihe „Melanchthon-Dialoge“ von AWO und Jugendamt im evangelischen Gemeindezentrum am Holsterhauser Platz/Melanchthonstraße 3. Ezli stellte aus seiner Forschung Interviewaussagen von zugewanderten Menschen und deren in der Bundesrepublik geborenen Nachkommen vor, die von den Besucherinnen und Besuchern engagiert interpretiert wurden. Deutlich wurde in der Diskussion, wie entscheidend die Perspektive auf Lebens- und Alltagserfahrungen ist. Eine Sichtweise, die in erster Linie von einer ethnischen oder religiösen „Identität“ ausgeht, scheint dabei häufig die positiven Aspekte der Lebensführung und Erfahrungen gelingender Integration, wie sie im Arbeitsleben, in Vereinen oder im Schulalltag häufig vorkommen, zu verdecken. 

Zugleich gilt das gruppenübergreifende Sprechen über Identität aufgrund der aufgeheizten gesellschaftlichen Debattenlage als schwierig. Einzelne Teilnehmerinnen in der Runde zeigten durch teils sehr persönliche Wortbeiträge und biographische Einblicke allerdings, wie wichtig solche Mitteilungen für das gegenseitige Verständnis sind. Beim nächsten Termin der Reihe am Dienstag, 10. September, ab 14 Uhr, soll diese Diskussion vertieft werden. Özkan Ezli empfiehlt dafür, „weniger von einer festen Identität auszugehen, sondern mehr über konkrete Tätigkeiten zu sprechen, Aktionen und Reaktionen zu reflektieren und dabei offen zu sein für unterschiedliche und vielschichtige Wahrnehmungen“.  

„Es ist eigentlich eine Binsenweisheit, dass wir uns in unserer bunten Stadtgesellschaft mehr über Identitätsfragen verständigen müssen, doch fällt es immer wieder schwer, daraus Konsequenzen für die Praxis zu ziehen“, so Çağla Sorgun, Integrationsagentur der AWO Essen. „Möglichkeiten, miteinander über Unterschiede und Gemeinsames zu reden, sollten vor allem leicht erreichbar sein“, ergänzt Christian Uhl von der städtischen Stabstelle Integration. „Auf der nächsten bezirklichen Integrationskonferenz am 8. Oktober im Mehrgenerationenhaus wollen wir dazu mit zahlreichen Dialoggruppen ein konkretes Angebot für alle Interessierten machen.“

2. Termin: Dienstag, 10. September 14 bis 17 Uhr, Melanchthon-Gemeindezentrum, Melanchthonstraße 3: Erzählte vs. wütende Gemeinschaft. Der Vergleich zweier unterschiedlicher Gruppen 

3. Termin: Dienstag, 19. November, 14 bis 17 Uhr, Melanchthon-Gemeindezentrum, Melanchthonstraße 3: Überschätzte Identität oder Wie wir uns wieder mit der Gemeinschaft beschäftigen können.

Anmeldung bei christian.uhl@jugendamt.essen.de

Autor*in Christian Uhl / Markus Grenz
Interesse geweckt? Wir freuen uns auf Sie!