Mehr Perspektiven im und durch Dialog
Netzwerk migrantischer Organisationen im Bezirk III veranstaltete Austausch im Rahmen der IWgR. Weitere Dialoge geplant
„Rassismuserfahrungen und Demokratiegefährdungen“ – unter dieser Überschrift kamen im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus (IWgR) im Jugendamt Essen-West Interessierte aus Zivilgesellschaft, Verbänden und Verwaltung zusammen und tauschten persönliche Erlebnisse, Einschätzungen wie auch Haltungen zum Thema aus. In der von zwei jungen Dialogmoderator*innen begleiteten Runde war man sich einig: Der Bestand unserer Demokratie ist nicht sicher, solange nicht alle Menschen in der Gesellschaft „ohne Angst verschieden sein“ können und solange rassistische Ausgrenzung zum Lebensalltag vieler Menschen mit Zuwanderungsschichte gehört. Rückzüge aus den Räumen der öffentlichen Debatte und das verbreitete Sich-Einigeln in der jeweils eigenen kleinen „Gemeinde“ – sei es im wirklichen Leben, sei es in der Online-Realität – beförderten die Gefahr einer Erosion des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
Die Teilnehmenden, darunter auch der Beigeordnete der Stadt Essen für Jugend, Bildung und Kultur, Muchtar Al Ghusain, ließen sich auf einen intensiven Dialog ein und äußerten Sorge und Wut angesichts der derzeitigen gesellschaftlichen Situation. Zugleich sei es ermutigend, wenn jetzt Millionen Menschen in diesem Land Position bezögen gegen Hass und für eine offene Gesellschaft. Allerdings müsse, so ein Teilnehmer, das Gespräch auch mit denen gesucht werden, die nicht demonstrierten, die skeptisch auf die aktuelle Politik blickten oder vom laufenden Strukturwandel überfordert seien. Hierfür eigneten sich solche Gesprächsforen mit überschaubarer Teilnehmendenzahl sehr.
Auch Aquilas Luyindu, Vorsitzender des Vereins „Jesus Christus ohne Grenzen“, sah den Dialog trotz des schwierigen und emotional aufwühlenden Themas als positive Erfahrung. „Die Kinder und Jugendlichen unserer Communities erleben immer wieder Ausgrenzung und rassistische Beschimpfungen. Für sie ist es besonders wichtig, von Menschen aus den Institutionen und der Bevölkerung zu hören, dass diese Diskriminierung nicht normal ist und dass die Gesellschaft sich auch für diese jungen Leute einsetzt“, so Luyindu. Dialogangebote sollten daher ausgeweitet werden, sein Verein werde sich daran aktiv beteiligen.
Eingeladen hatte zu dem Austausch das „Netzwerk Migrant*innenorganisationen im Bezirk III“, eine Aktionsplattform mehrerer migrantischer Vereine und Initiativen unter Beteiligung des Essener Immigrantenverbunds, der Integrationsagenturen von Diakoniewerk und AWO sowie der städtischen Stabstelle Integration. Dem Netzwerk war es wichtig, während der Internationalen Wochen gegen Rassismus ein Zeichen zu setzen für Verständigung und ein Format zu erproben, das eine vertiefte Auseinandersetzung ermöglicht.
Die Mitorganisator*nnen aus AWO, Diakoniewerk und Jugendamt zogen eine positive Bilanz des Abends. Daher soll die bereits angelaufene Vernetzungsarbeit zwischen Vereinen und Schulen im Bezirk fortgeführt werden. Darüber hinaus plant die Stadt zusammen mit Partnern für die Zeit nach den Sommerferien eine bezirkliche Integrationskonferenz mit dem programmatischen Titel „Wie können wir WIEDER miteinander reden?“