ASA-Kicker übertragen Fußball-Regeln auf ihr Leben

Sie sind höflich, wenn Sie in die Kabine kommen und stellen sich ordentlich vor: „Ich bin Ali und spiele hier Fußball.“ Ich bin der Ahmed, darf ich mal eben vorbeigehen?“ Mustafa Rasljanin freut sich, dass sich „seine“ Jungs von ihrer besten Seite zeigen. Der positive Eindruck setzt sich auch in der Halle fort, wenn das Training losgeht und Zweikampf-Szenen geübt werden. Da gibt es keine groben Fouls, alles geht betont fair ab. Es ist nicht irgendeine Mannschaft die sich da zweimal in der Woche in der Halle der Altenessener Parkschule zum Training trifft und Mustafa Rasljanin ist nicht irgendein Jugendbetreuer. Das Ganze ist ein Projekt des „Aktionsbündnisses sicheres Altenessen“ (ASA).

Das wurde vor rund acht Jahren gemeinsam mit den Ordnungsbehörden und dem Jugendamt der Stadt Essen, der Polizei und dem Institut für Stadtteilentwicklung der Uni Duisburg-Essen (ISSAB) von der Essener AWO als vorbeugendes Netzwerk gegen Gewalt und Kriminalität im Stadtteil aus der Taufe gehoben – mit spürbarem Erfolg.

Ein Erfolgsmodell sind die „ASA-Kicker“ die von Mustafa Rasljanin und seinem Partner Thomas Klös mehr als nur die Fußballregeln lernen. Mustafa, wie er von den rund 20 Jungs nur gerufen wird, ist ehemaliger Spitzenfußballer, lizensierter Trainer, Diplompädagoge bei der AWO und hat selbst Migrationshintergrund. „Er hat wesentlich dazu beigetragen, dass aus den Jungs eine faire Fußballmannschaft wurde und sie sinnvoll ihre Freizeit verbringen“, freut sich Thomas Rüth vom Jugendhilfe Netzwerk der AWO zu dessen Bereich auch das ASA-Engagement gehört.

Die Idee ist, den Jungs, die oft einen schwierigen familiären Hintergrund haben, spielerisch sinnvolle Lebensperspektiven zu zeigen. Dazu gehört unter anderem die einfache Erkenntnis, dass man sich Ärger erspart, wenn man sich an Regeln hält. Die Grundlagen werden für die ballverrückten Jungs beim Fußball gelegt. „Dabei lernen sie auch, dass faires Umgehen miteinander und gegenseitige Hilfe nicht nur auf dem Spielfeld das Leben erleichtert. Diese Erfahrung übertragen die Jungs dann auch auf ihr Umfeld außerhalb des Spielfeldes“, freut sich Mustafa Rasljanin über die sichtbaren Erfolge. So war es für die jungen Kicker selbstverständlich, dass sie bei der letzten ehrenamtlichen Aufräum-Aktion in Altenessen in mehr als Mannschaftsstärke ihre Qualitäten als freiwillige Müllsammler unter Beweis stellten.

Inzwischen ist man auf die „ASA-Kicker“ aufmerksam geworden. So lud sie ein großes Essener Autohaus in der letzten Saison zu einem exklusiven Besuch bei einem Schalke-Heimspiel ein. Jetzt konnten sich die kleinen Kicker auch über einen kompletten neuen Trikotsatz freuen. Bei einem Vortrag, den Andreas Klink vom Jugendhilfe Netzwerk der AWO bei den Rotariern in Osnabrück hielt, waren die Zuhörer so begeistert von dem Modell der Fußball-Prävention, dass sie spontan für die neue Einkleidung der Mannschaft sorgten. Bei der Ausgabe der neuen Trikots gab es kein Gedrängel, Ahmed, Ali und ihre Kollegen bedankten sich höflich für das Geschenk.

Autor*in Peter Marnitz
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