Hasnain Kazim am 28. Oktober zu Gast im Julius-Leber-Haus

Prominenter Journalist stellt sein neuestes Buch vor. Anmeldung erforderlich

Foto/Grafik: Penguin Verlag
Foto: Peter Rigaud

„Auf sie mit Gebrüll“. Ob dies die Maxime des Journalisten und Buchautoren Hasnain Kazim für seine Arbeit ist, ist nicht überliefert. Wohl aber, dass dies der Titel seines neuesten Buches ist, das er am Mittwoch, 28. Oktober, ab 19 Uhr, in unserem Krayer Bürgerhaus an der Meistersingerstraße 50 vorstellen wird. Die Veranstaltung ist eine Kooperation des Bürgerhauses mit dem Paul-Gerlach-Bildungswerk. Der Eintritt ist frei, eine vorherige Anmeldung aber erforderlich entweder telefonisch unter 0201 / 59 12 59 oder online HIER

Hasnain Kazim gehört zu den profilierten Politik-Journalisten in Deutschland. 1Er wurde 1974 als Sohn indisch-pakistanischer Einwanderer in Oldenburg geboren und lebt heute als freier Autor in Wien. Er schreibt für unterschiedliche Medien, darunter ZEIT ONLINE und Deutschlandfunk Kultur. Von 2004 bis 2019 arbeitete er für SPIEGEL ONLINE und den SPIEGEL, die meiste Zeit davon als Auslandskorrespondent unter anderem in Islamabad, Istanbul und Wien. Bei allem politischen und religiösen Extremismus, dem er bei seiner Arbeit begegnet, versucht er, auch das Schöne und Alltägliche zu beschreiben.

Zusammen mit verschiedenen Journalisten, unter ihnen Deniz Yücel, las er bis zum Jahr 2015 bei der bei der Show „Hate Poetry“ rassistische Schmäh- und Drohbriefe vor, die die Beteiligten selbst empfangen hatten. Für seine Berichterstattung wurde er mit dem „CNN Journalist Award“ ausgezeichnet. Er ist Autor mehrerer Bücher, darunter „Grünkohl und Curry“, „Plötzlich Pakistan“ und „Krisenstaat Türkei“. Das Taschenbuch „Post von Karlheinz“ (2018), das seine Dialoge mit wütenden Lesern versammelt, stand viele Wochen auf der Bestsellerliste.

 

Hier ein Interview, das uns freundlicherweise sein Verlag Pengiun zur Verfügung gestellt hat:

Herr Kazim, Sie streiten sich ja viel. Ist das wirklich nötig?

Ja. Demokratie braucht Streit, nämlich den Wettstreit um die besseren Argumente, die besseren Ideen, die besseren Lösungen. Debatte, Diskussion, Streit sind wesentlicher Bestandteil einer demokratischen Kultur. Gerade in Zeiten, in denen Extremisten weltweit an Einfluss gewinnen, Rechtsextremisten, Faschisten, Neonazis hier, Islamisten dort, ist Streit wichtiger denn je. Man muss diesen Leuten etwas entgegensetzen, laut und deutlich. Allerdings braucht Streit Regeln. Zu pöbeln, Menschen zu beleidigen, sie zu bedrohen, ist kein Streit! Wer so redet, verabschiedet sich aus dem Kreis der zivilisierten Gesellschaft. Er grenzt sich selbst aus.

Kann man Pöbler und Populisten nicht einfach ignorieren?

Wenn uns unsere Demokratie und ein zivilisiertes Miteinander am Herzen liegen, wenn wir einen Absturz in die Barbarei verhindern wollen, dürfen wir ihnen jedenfalls nicht das Feld überlassen. Ich weiß, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, ist anstrengend. Man muss auch nicht auf jeden Quatsch reagieren, den sie von sich geben. Aber wenn sie Dinge sagen, die jenseits des Akzeptablen sind, die grob unsere demokratischen Werte verletzen und die menschenverachtend sind, müssen wir dem widersprechen. Schweigen wir immerzu, beginnen wir irgendwann, diese Dinge zu akzeptieren. Es ist ein Abwägen, wann man sie am besten ignoriert und wann man sie nicht den Ton angeben lässt. In einem Streit in größerer Runde, mit Zuhörern, sei es am Kaffeetisch, auf einer Feier, im Parlament, in einem Internetforum oder in den sogenannten sozialen Medien, geht es oft nicht darum, den Streitpartner zu überzeugen – manche Leute sind eben unzugänglich für Argumente –, sondern die Zuhörer zu überzeugen und sie zu motivieren, ebenfalls den Mund aufzumachen.

Und darf Streiten denn auch Spaß machen?

Natürlich. Warum denn nicht? Ein engagiert geführter, guter Streit mit guten Argumenten und wortgewandten Streitpartnern kann Spaß machen. Ironie und Humor sind, jedenfalls manchmal, ein gutes Mittel, einem Streit die Schärfe zu nehmen und ihn erträglich zu gestalten. Aber natürlich gibt es Grenzen, deren Überschreitung jeden Humor verbietet. Manch einen Streit muss man mit Schärfe führen. Wer zum Beispiel glaubt, eine Morddrohung sei eine legitime Äußerung in einem Streit, braucht keinen Humor, sondern strafrechtliche Konsequenzen.

Und zum Schluss: Was ist denn der ultimative Tipp, um besser zu streiten?

Den einen Tipp gibt es ebenso wenig wie in Stein gemeißelte Regeln. Wichtig ist: Gute Argumente haben beziehungsweise gut informiert sein, dem Streitpartner gut zuhören, ihn aber auch zum Zuhören auffordern, einander mit Respekt begegnen, den Streit aber auch abbrechen, wenn andere es an Respekt und Anstand mangeln lassen – und, ganz wichtig: Worte haben Folgen, für seine Worte muss man geradestehen, man trägt für sie Verantwortung. Deshalb: Erst nachdenken, dann reden. Und: Übung macht den Meister.

Autor*in Markus Grenz / Penguin Verlag
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