Wir gratulieren Hildegard Gottlob zum Bundesverdienstkreuz

Gründerin des Georg-Gottlob-Hauses der AWO in Überruhr ausgezeichnet

Sie ist bereits 85 Jahre alt und hat seit dem schmerzhaften Verlust ihres Sohnes Hans-Georg an Multipler Sklerose ihr Leben und ihren Besitz ganz in den Dienst von Menschen mit körperlicher Behinderung gestellt: Die Essenerin Hildegard Gottlob wurde nun für ihr beispielloses Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Oliver Kern, Geschäftsführer der AWO Essen: "Wir sind sehr stolz darauf, dass unsere hochgeschätzte Partnerin Frau Gottlob diese Auszeichnung erhalten hat und gratulieren ganz herzlich dazu!"

Es war das Jahr 1988, in dem Hildegard Gottlob die schwerste Prüfung ihres Lebens erfuhr: Ihr einziger Sohne Hans-Georg erlag im Alter von 23 Jahren seiner schweren Erkrankung Multipler Sklerose. „Sein Tod stürzte mich in allertiefste Verzweiflung. Ich wollte selbst nur noch sterben. Aber ich musste zuvor mein Haus bestellen und meinen Nachlass ordnen. Hierbei fand ich sein moralisches Vermächtnis, in dem er mich u.a. bestimmte: ,Du sollst eine Stiftung gründen, und der Stiftung meinen Namen geben. Und Du sollst dieser Stiftung all das geben, was Du sonst mir als Deinem Erben gegeben hättest. Und wenn Du diese Stiftung mit Leben erfüllst, so wird sich um Dich eine neue Welt bilden, - nicht so wie sie war, - aber doch wieder gut.‘“

Für Hildegard Gottlob begann an diesem Zeitpunkt die große Wende ihres Lebens. Im Juli 1989 wurde die Georg-Gottlob-Stiftung gegründet. Bei ihren Bemühungen, für körperlich behinderte Menschen einen Ort zu schaffen, rannte sie beim damaligen AWO-Chef Horst Radtke offene Türen ein . 1990 wurde der Grundstein für das gemeinsame Projekt, das Georg-Gottlob-Haus an der Überruhrer Langenberger Straße gelegt, 1992 wurde es eröffnet. Um die 30 Menschen haben in 24 Wohnungen darin Platz.

Hildegard Gottlob schildert selbst: „Eine unserer Hauptaufgaben ist die aktive MS-Hilfe, bestehend aus intensiver Betreuung, Beratung und alternativer homöopathischer Therapie als sinnvolle Ergänzung zu der unabdingbar notwendigen schulmedizinischen Behandlung von Menschen, die wie Hans-Georg Gottlob an Multipler Sklerose erkrankt sind. Diese aktive MS-Hilfe wird von mir – seit 1988 Heilpraktikerin mit schulmedizinischer und psycho-therapeutischer Zusatzausbildung – im Georg-Gottlob-Haus der Arbeiterwohlfahrt in Essen, aber auch außerhalb geleistet, personell und jetzt überwiegend unterstützt nur durch zwei Mitarbeiterinnen mit gleicher Ausbildung. Sämtliche Kosten für diese aktive MS-Hilfe trägt die Georg-Gottlob-Stiftung incl. aller Unkosten, Honorare und eingesetzten alternativen Medikamente. Durch diese aktive MS-Hilfe konnte zwar noch keine Multiple Sklerose geheilt, aber doch so manches mit der Erkrankung verbundene Leid gelindert und erträglicher gestaltet werden. Pflege und Versorgung der MS-Betroffenen ist durch einen Pflegedienst sichergestellt. Den Betroffenen bleibt oftmals eine sonst unvermeidbare Heimunterbringung dauerhaft erspart.“

Mit dem heutigen Blick wissen die Beteiligten, dass dies Konzept mehr als aufgegangen ist. Hildegard Gottlob: „Ich habe bei der Eröffnung des Hauses versprochen, es mit Leben zu füllen. Ich denke, dies Versprechen habe ich auch gehalten.“

In den Jahren sind die Aufgaben der Georg-Gottlob-Stiftung über Essen hinausgewachsen. Seit 1998 sorgt sie für die Personalkosten im Georg-Gottlob-House im afrikanischen Jahali/Gambia, einem Haus für Geburtshilfe. Bis 2007 förderte die Stiftung körperbehinderte Menschen. Sie fördert Wissenschaft und Forschung durch die Verleihung des Georg-Gottlob-Preises und die Schaffung eines Stiftungslehrstuhls im Fachbereich Soziale Arbeit an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach.

Hildegard Gottlob: „Genauso, wie mein Sohn es mir verheißen hat, ist es gekommen. Es hat sich um mich eine neue Welt gebildet, erfüllt von der Kraft des Guten. Ich habe nicht vergessen, und nahezu alle Ziele erreicht.“

Autor*in Markus Grenz
Interesse geweckt? Wir freuen uns auf Sie!