Senioren im Friedrich-Ebert-Zentrum tragen Corona-Folgen mit Fassung

Viel haben wir in den letzten Wochen erlebt. Es passieren Dinge von denen man nicht dachte, dass sie möglich wären wie zum Beispiel der Kampf um das Toilettenpapier. Worte wie „Kontaktsperre“ und „1.5 Meter Mindestabstand“ bestimmen den Alltag. Und wie näht man eigentlich einen Mundschutz? Aber was ist eigentlich mit den Bewohnern in den Pflegeheimen, von denen immer gesprochen wird. Pia Doil vom Sozialen Dienst der AWO im Friedrich-Ebert-Zentrum hat mit einigen der älteren Damen und Herren Interviews geführt.

Sie gehört zum Team des Pflegeheims und darf sich deshalb mit dem nötigen Hygiene-Schutz in der Einrichtung, für die eine strenge Kontaktsperre herrscht, frei bewegen. Hier ihr Bericht, mit dem sie ein Stimmungsbild gibt:

 Fragt man zum Beispiel unsere Bewohnerin  Hannelore Rieger dann sagt sie „was sein muss, muss sein“. Sie vermisst den Kontakt zu ihrer Familie, telefoniert aber regelmäßig aber sagt ganz klar „man müsse jetzt vernünftig sein“.

„Die Hauptsache ist, wenn hinterher alles gut ist“ sagt Doris Schröder, die seit einem Jahr im Driedrich-Ebert-Zentrum lebt. Sie muss das Haus dreimal in der Woche zur Dialyse verlassen. Sie habe aber keine Angst, dass ihr etwas passiert und lebt nach dem Motto „was kommt, das kommt“. Sie vermisse nur die Veranstaltungen und das gesellige Beisammensein und freut sich daher, wenn ab und an wenigstens etwas Musik vor der Tür zu hören ist.

Die Bewohnerin  Gisela Strebmann empfindet Mitgefühl für alle Erkrankten, vermisst den Kontakt zu ihrem Sohn sehr. Traurig ist für sie, dass sie nicht zum 90.Geburtstag der Schwester konnte. Darauf hatte sie sich sehr gefreut. Sie versteht, dass sich alle schützen müssen auch wenn sie findet, dass es momentan „wie im Knast“ ist aber sie freut sich jetzt schon, wenn sie ihren Sohn wieder in die Arme nehmen kann. Momentan dient ihr als Ersatz das Streicheln eines Hundes einer Kollegin des Sozialen Dienstes namens Anton. Frau Strebmann gibt ihm etwas Hähnchen und Anton dankt es ihr schwanzwedelnd.

Aber für viele Bewohner ist die Situation sehr schwer zu ertragen. Andrea Meier zum Beispiel, die eigentlich fast jeden Tag von ihrem Ehemann Besuch bekam. Sie vermisst ihn sehr und nun hat er auch noch Geburtstag. Zusammen mit einer Kollegin des Sozialen Dienstes schrieb sie ihm eine Geburtstagskarte und setzte auch noch mit Lippenstift einen Kussmund dazu und damit er nicht vergisst, wie sie aussieht, klebte sie ein Foto in die Karte. Für Andrea Meier ist die Situation zusätzlich schwierig, da sie hörgeschädigt ist und sonst im Alltag perfekt von den Lippen ablesen kann, da aber jetzt alle Kollegen einen Mundschutz tragen müssen, lebt sie zusätzlich in der Stille. Abhilfe schaffen da Stift und Zettel oder eine kleine Tafel.

Durch telefonische Kontakte versuchen wir (das Team des Heims) die Besuchslücke etwas zu schließen. Mancher Bewohner lehnt dies aber auch ab. Die Aussage ist dann oft „lassen sie mal, sonst werde ich noch trauriger.

Ansonsten machte manchen Bewohner auch schon ein Winken vom Balkon glücklich. So wie bei Frau Swoboda. Da rief die Tochter auf der Etage an, sagte sie stünde vor dem Haus, die Pflegekräfte gingen mit Frau Swoboda auf den Balkon, halfen ihr beim Aufstehen und Mutter und Tochter konnten sich wenigstens mal zu winken.

Für uns alle, jung wie alt, ist es eine besondere Situation, die wir so noch nie hatten aber wie die optimistische Bewohnerin Doris Schröder schon sagte „die Hauptsache ist, wenn hinterher alles gut ist“.

Autor*in Pia Doil / Peter Marnitz
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