Schuldnerhilfe: Überschuldung entwickelt sich in Essen immer weiter zum Massenphänomen
Erneut ist im Vergleich zum Vorjahr die Anzahl der überschuldeten Personen in Essen deutlich angestiegen. 70.000 Bürgerinnen und Bürger über 18 Jahre befinden sich in einer ernsthaften finanziellen Schieflage. Diese Zahlen registrierte die Schuldnerhilfe Essen gGmbH, die 2018 rund 2.600 Personen beriet und ihnen dabei half, ihre Finanzen wieder in den Griff zu bekommen. Die Ratsuchenden, die sich an die Tochtergesellschaft der AWO Essen wandten, waren mit durchschnittlich etwa 27.000 Euro verschuldet.

Überschuldung hat sich längst zu einem gesellschaftlichen Massenphänomen entwickelt. Ein Rückgang der Privatverschuldung ist nicht in Sicht. Auf diese besorgniserregende Entwicklung wies Philipp Hennen, Geschäftsführer der Schuldnerhilfe Essen, bei der Übergabe des Jahresberichts an Oberbürgermeister Kufen hin.
Die Anzahl der betroffenen Personen ist im vergangenen Jahr erneut angestiegen, 14 Prozent aller Essener Bürgerinnen und Bürger über 18 Jahren sind laut Schuldneratlas der Creditreform überschuldet und können ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Das ist eine erneute Steigerung gegenüber dem Vorjahr.
Die Dunkelziffer der Überschuldung liegt allerdings noch deutlich höher, erläuterte Philipp Hennen. Beschäftigte im Niedriglohnsektor, Teilzeitkräfte und Alleinerziehende sind einem besonders hohen Überschuldungsrisiko ausgesetzt. Haushaltsangehörige, insbesondere minderjährige Kinder, leiden ebenfalls unter den Auswirkungen der Überschuldung und werden von den gängigen Überschuldungsstatistiken nicht erfasst.
Knapp 2.600 Personen konnten im vergangenen Jahr durch die Schuldnerhilfe Essen beraten und unterstützt werden. „Unsere Beratungsstelle war im vergangenen Jahr erneut komplett ausgelastet, der Bedarf an Beratung ist ungebrochen hoch“ so Hennen. Auf Grund der hohen Nachfrage müssen Ratsuchende für eine ausführliche Beratung und Begleitung bei der Schuldenregulierung Wartezeiten in Kauf nehmen. Für Notfälle bietet die Schuldnerhilfe jedoch 1 Mal wöchentlich eine offene Sprechstunde an, hier können akute Schuldenprobleme zeitnah besprochen und das weitere Vorgehen zur Sicherung der Existenz geklärt werden.
Auch wenn die Nachfrage weiterhin hoch ist, wird die Beratungsstelle die hohen Fallzahlen im laufenden Jahr wohl nicht halten können. Aufgrund steigender Kosten und auslaufender Projektgelder musste die Anzahl der Beratungskräfte reduziert werden. Dies wird sich auf die Fallzahlen auswirken.
In 2018 wurde in 372 Fällen ein Insolvenzverfahren für Ratsuchende mit Unterstützung der Schuldnerhilfe Essen beantragt.
Angesichts der zunehmenden Überschuldung setzte die Schuldnerhilfe auch im vergangenen Jahr einen Schwerpunkt im Bereich der Schuldenprävention. Über 600 Jugendliche und junge Erwachsene wurden durch die Präventionsfachkräfte im vergangenen Jahr im Bereich der Schuldenvorbeugung fit gemacht.