Paul-Gerlach-Bildungswerk setzt auch 2021 Zeichen für Solidarität und Toleranz
Andrea Kundt: „Das Eintreten gegen jegliche Art von Diskriminierung gehört zu unserem Auftrag."


Versteckter oder offener Rassismus, Homophobie oder Genderfeindlichkeit, verpackt in irreführenden Zuspitzungen und plumpen Populismus: Selten war das lautstarke Eintreten für Solidarität und Toleranz so wichtig in heutigen Zeiten. Das findet das Paul-Gerlach-Bildungswerk der AWO Essen und kündigt an, mit seinen Kurs-Angeboten diese rote Linie auch im kommenden Jahr weiter zu verfolgen. Andrea Kundt, Leiterin des Bildungswerks: „Das Eintreten gegen jegliche Art von Diskriminierung gehört zu unserem Auftrag. Deshalb wollen wir auch im kommenden Jahr Angebote wie z.B. das Argumentationstraining gegen Stammtischparolen erneut mit ins Programm nehmen und fortführen.“
Es gibt verschiedene Wege für das Thema Rassismus zu sensibilisieren. Und so gab es in Kooperation mit dem Julius-Leber-Haus im Herbst auch eine Lesung zum Thema „Hate Speech“. Noch frisch in Erinnerung ist der Leseabend mit dem profilierten Journalisten und Autor Hasnain Kazim, u.a. ehemaliger Auslands-Korrespondenten des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“. Kazim hat es sich zur Aufgabe gemacht, die vielen hasserfüllten, diskriminierenden Leserbriefe und Emails, nicht einfach zu ignorieren, sondern mit guten Argumenten zu kontern und auf diese zu antworten. Er las aus seinen Büchern „Post von Karlheinz“ und „Auf Sie mit Gebrüll…und mit guten Argumenten“, erzählte auch von jüngsten Emails und wie er mit dem Hass auf seine Person umgeht. Jan Jessen, Politikchef der NRZ, führte im Julius-Leber-Haus der AWO vor Corona bedingt 50 Zuschauern durch den Abend.
Lilia Gerlach vom Paul-Gerlach-Bildungswerk berichtet: „Das war schon sehr bemerkenswert. Er berichtete, wie er überhaupt dazu kam, sich mit Rassismus und Hate Speech auseinanderzusetzen oder gar eine ,Anleitung‘ zu geben, wie man Pöblern und Populisten Paroli bieten kann. Hasnain Kazim betonte, er habe sich Themen wie Streit und Hass nicht ausgesucht, sondern sie haben ihn ungewollt gefunden – als Journalist und Autor mit seiner dunkleren Hautfarbe und seinem fremd klingenden Namen. Stets mit dem Rat seiner Lehrerin im Hinterkopf, dass man so ein verachtendes Verhalten nicht schweigend hinnehmen darf, weil dann eben diese Leute gewinnen, hat er beschlossen, den Verfassern der Wutnachrichten und Hass-Emails zu antworten und in Dialog zu gehen, um eine andere Sichtweise und Meinung entgegen zu stellen. ,Demokratie und Streit gehören zusammen‘ schreibt er in seinem Buch und dem Streit kann und will er sich stellen aber doch bitte gesittet und mit mehr Anstand und Moral. Denn gerade der Anstand sei in Zeiten des Internets verloren gegangen und es wird eigentlich gar nicht mehr vernünftig gestritten, sondern nur gehasst, herabgewürdigt und ausgegrenzt. Er ermutigte dazu, mit guten Argumenten Paroli zu bieten und für seine Werte und Meinung einzustehen.“
Die AWO Essen freut sich auf das Veranstaltungsprogramm 2021 des Paul-Gerlach-Bildungswerks.