Klare Worte gegen rechte Politik und Populismus beim 40. AWO Fischessen
Zahlreiche Gäste aus der Essener Stadtgesellschaft und von der Essener AWO kamen ins Friedrich-Ebert-Zentrum nach Altenessen
Ob die zahlreichen Gäste des 40. AWO Fischessens im Altenessener Friedrich-Ebert-Zentrum nun lieber den Tag nutzten oder doch lieber genossen, sei anheimgestellt. Wahrscheinlich war von beidem ein bisschen dabei, denn der Ursprung des diesjährigen Mottos „Karpfe diem“, einer fischigen Ableitung aus dem lateinischen „Carpe diem“,kann eben beides bedeuten und das Programm gab ebenso viel her: Die Reden vom AWO Präsidiumsvorsitzenden Klaus Persch wie auch vom Ehrengast, dem Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen, und dem Gastredner, dem EU-Abgeordneten und -Kandidaten für die kommende EU-Wahl Jens Geier, richteten sich unmissverständlich gegen Rechtspopulismus bzw. Fremdenfeindlichkeit. Eindeutig Tag genutzt! Und zum Genuss trugen die vielen Helfer*innen der Pflegeeinrichtungen der AWO mit einem fulminanten Buffet bei – bei dem es übrigens nicht nur Fisch gab.
Doch zunächst begrüßte AWO Vorständin Claudia Osterholt die vielen Gäste aus der Politik (u.a. Oberbürgermeister Thomas Kufen, Bürgermeister Rudi Jelinek und Bezirksbürgermeister Hans-Wilhelm Zwiehoff), der Stadtverwaltung, die Vertreter*innen sozialer Träger, vom Deutschen Gewerkschaftsbund und von den Stadtwerken, aus der Essener Wirtschaft, dem Wohnungswesen, der Jüdischen Kultusgemeinde K.d.ö.R., Stifter*innen, vom Aalto und nicht zuletzt die zahlreichen AWOrianer vom Bezirk Niederrhein (Britta Altenkamp und Jürgen Otto) sowie aus dem Essener Kreisverband. „Wunderbar, dass Sie zum runden Geburtstag des Fischessens gekommen sind.“
Doch dann wurde es ernst. Von Kopfschmerzen berichtete AWO Präsidiumsvorstand Klaus Persch in seiner folgenden Rede – allerdings rührten die nicht vom Karneval: „Natürlich handelt es sich dabei um diese Partei, die von sich behauptet, eine Alternative zu sein. Die setzen sich hin und besprechen allen Ernstes die massenweise Verfolgung unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger,“, sagte er und hielt dagegen: „Die Welt in der wir alle leben wird getragen von den Werten Solidarität, Toleranz, Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit. Also ich kann und möchte mir eigentlich keine Gesellschaft vorstellen, in der solche Grundlagen nicht Allgemeingut sind. Wir als AWO verurteilen zutiefst jeglichen Rassismus und alle Aktivitäten, die sich gegen unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger richten. Wir erklären uns bedingungslos solidarisch zu unserer multikulturellen Gesellschaft und allen ihren Mitgliedern.“ Nicht persönliche Herkunft sei ein Problem unserer Gesellschaft, sondern die soziale Schieflage. „Unsere verschiedenen Teams in den vielen Essener Stadtteilen arbeiten jeden Tag daran, diese Schieflage irgendwie auszugleichen. Aber leider werden wir von den gesellschaftlichen Institutionen dabei nicht hinreichend unterstützt“, kritisierte er.
In seinem Grußwort würdigte Oberbürgermeister Thomas Kufen einen der Grundpfeiler, wenn nicht sogar den praktischen Grundpfeiler der Essener AWO: „Es geht nicht nur um das Eintreten für Solidarität und Mitmenschlichkeit, sondern es geht auch immer um die Begegnung, die unsere Gesellschaft und Gemeinschaft stärkt.“ Und führte die innewohnende politische Komponente aus: „Die Arbeiterwohlfahrt steht wie unsere Stadt Essen, wie die Essenerinnen und Essener für Solidarität, Freiheit, Toleranz, Zusammenhalt und für Miteinander in unserer Gesellschaft. Und wir lassen uns nicht spalten!“
Rechtem Populismus, der auch immer wieder das Ziel verfolgt, Abneigung gegen die Europäische Union zu schüren, hielt der langjährige EU-Abgeordnete Jens Geier einiges entgegen: „Die Sache, dass Deutschland der Zahlmeister Europas sei, löst sich bei Licht betrachtet in Nichts auf. Ohne die EU müssten wir zahlreiche Kooperationsleistungen wie etwa die Luftsicherheit oder das Satellitennetzwerk Galileo irgendwie selbst stemmen oder zukaufen“, führte er aus. Was die EU zudem nämlich auch bedeute, das finde man in Karnap in Form einer Firma für Gasaufbereitung, die sich auch aufgrund des europäischen Binnenmarktes zu einer wahren Erfolgsgeschichte entwickelt habe. „Die Erfolgsgeschichten aus dieser Stadt, wo ein europäischer Binnenmarkt Wohlstand und Arbeitsplätze geschaffen hat, das ist worum es in Europa geht.“ Niederfeldsee, Radautobahn zwischen Essen und Mülheim und vieles mehr gebe es nicht ohne die EU. Frieden, wirtschaftliche Stärke und Wohlstand, Ausgleich mit den Nachbarn: Dafür sei die EU die Voraussetzung: „Wer für den Austritt aus der EU wirbt, der hat wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank.“
Dann doch etwas humoristischer ging es beim Auftritt des Essener Künstlers Ergie Wäggedawn alias Peter Schütte zu, der zunächst seine gezinkten Karten präsentierte und sich dann als Assistenten den AWO Vorstand Oliver Kern auf die Bühne holte. Gemeinsam brachten sie die Zuschauer*innen mit einer wundersamen Zauberbox zum Schmunzeln. Dies gehörte dann eher wieder in die Rubrik „Genieße den Tag“. Und – wie immer beim Fischessen – wartete zum Abschluss des Tages ein wunderbares Buffet auf die Besucher*innen, bei dem auch Vegetarier und Fleisch-Freunde auf ihre Kosten kamen. Zubereitet und zusammengestellt wurde es von den Küchen-Teams aus den Pflegeeinrichtungen der AWO. Vorstand Oliver Kern: „Wir danken allen unseren Helferinnen und Helfern, dass sie diesen Tag mit ihrem Einsatz möglich gemacht haben.“ Tag genutzt, könnte man sagen – und genossen auch!