AWO Essen trommelt für ein soziales NRW

Kreisverband protestiert in Düsseldorf gegen die Unterfinanzierung der Kitas

Laut und deutlich trat die Essener AWO am vergangenen Donnerstag, 19. Oktober, gegen die chronische Unterfinanzierung sozialer Angebote auf. Mit 528 Teilnehmer*innen, darunter rund 400 Erzieher*innen aus 24 AWO-Kitas, die an diesem Tag ihre Arbeit niederlegten, demonstrierte der Kreisverband vor dem NRW-Landtag in Düsseldorf seine Geschlossenheit.

Unter dem Motto „NRW bleib sozial!“ hatte die Freie Wohlfahrtspflege NRW zum Protest aufgerufen. Allein die Essener AWO reiste mit zwölf Bussen an, soziale Verbände aus ganz Nordrhein-Westfalen waren dem Aufruf gefolgt – und das weit zahlreicher, als gedacht. Die Veranstalter*innen rechneten mit 5.000 Demonstrant*innen, offiziellen Zahlen zufolge kamen 22.000 Menschen in die Landeshauptstadt, um sich Gehör zu verschaffen.

Was die Dringlichkeit des Anliegens nur unterstreicht: Aufgrund anhaltender Finanzierungslücken steht die Leistungsfähigkeit der sozialen Infrastruktur in den Bereichen Bildung, Jugend- und Familienarbeit sowie Pflege auf dem Spiel. Besonders gefährdet sieht die Essener AWO die Arbeit in ihren 24 Kindertagesstätten. Schon jetzt ist es dem Kreisverband nur mit finanzieller Unterstützung der Stadt Essen möglich, den Trägeranteil zu decken. Hinzu kommt: Die dynamische, aber zeitversetzt wirkende Anpassung der Kindpauschalen, wie sie im Kinderbildungsgesetz (KiBiz) vorgesehen ist, spiegelt die gegenwärtigen Teuerungsraten längst nicht mehr wider.

Auch deshalb ist zu erwarten, dass die von der Landesregierung NRW in Aussicht gestellte Überbrückungsfinanzierung in Höhe von 100 Millionen Euro wie der berüchtigte Tropfen auf dem heißen Stein verdampft.  Sollte dieser Betrag unverändert bleiben, würde jede der 24 AWO-Kitas auf dem Papier zwar im Durchschnitt 12.000 Euro mehr erhalten – jedoch würde dieser Betrag allein durch die zweifelsohne notwendigen– Tariflohnerhöhungen für die Kita-Mitarbeiter*innen aufgezehrt. Die Folge wären weitere finanzielle Belastungen für die AWO Essen, die durch Inflation und gestiegene Energiekosten ohnehin unter Druck geraten ist.

„Unsere komplette Kita-Infrastruktur ist gefährdet“, betont AWO-Vorstand Oliver Kern. Als Trägerin bemühe sich die AWO, zu stemmen, was möglich ist, etwa durch die Akquise von Spenden oder die Aufwendung von Rücklagen. Doch klar sei: „Sollte die Arbeit in den Kitas nicht auskömmlich finanziert werden, müssen wir Einrichtungen schließen.“ Dass es nicht so weit kommt, wollte die AWO Essen mit ihrem Auftritt in Düsseldorf erreichen.

„Die Landesregierung muss sich nun zusammensetzen und ein echtes Rettungspaket schnüren. Und im nächsten Schritt eine Finanzierungsdynamik anstreben, die den tatsächlichen Kostensteigerungen entspricht“, konkretisiert Oliver Kern. AWO-Vorständin Claudia Osterholt bedankt sich ausdrücklich für die lautstarke Unterstützung der Teilnehmer*innen aus Essen: „Das war ein deutliches Signal. Ich hoffe, es wird auch gehört.“ Und wenn es verhallt? „Sollten die Haushaltsberatungen in Düsseldorf nicht zu dem erforderlichen Ergebnis führen, bleiben wir weiterhin laut!“

Autor*in Patrick Torma
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