AWO Essen: Soziales Engagement muss freiwillig bleiben

Die von einzelnen Politikern angeregte Diskussion über die Einführung eines sozialen Pflichtjahres entbehrt nach der Meinung von Klaus Johannknecht, Vorsitzender des AWO Kreisvorstandes Essen, und AWO Geschäftsführer Oliver Kern jeder sachlichen Grundlage.

„Soziales Engagement kann nur auf freiwilliger Basis sinnvoll sein. Wer auch immer die Idee eines Pflichtdienstes in Gespräch gebracht hat, der sollte sich einmal über die bestehenden Möglichkeiten des freiwilligen sozialen Jahres oder des Bundesfreiwilligendienstes informieren“, bezieht Klaus Johannknecht klare Position. „Wir haben sehr gute Erfahrungen mit jungen Menschen gemacht, die sich bei uns freiwillig engagieren. Sie haben uns in vielen Bereichen unterstützt, und zusätzliche Aufgaben übernommen, die zum Beispiel Bewohnern von  Pflegeheimen zugute kamen. Dabei konnten wir beobachten, dass die jungen Menschen auch viel lernten und soziale Kompetenz erwarben. Das funktioniert aber nur auf freiwilliger Basis“, fasst Oliver Kern die Erfahrungen der Essener AWO zusammen. Zurzeit leisten beim Essener AWO Kreisverband 11 junge Damen und Herren ein freiwilliges soziale Jahr und fünf ihren Bundesfreiwilligendienst ab.

Die Essener AWO unterstützt in der Frage des sozialen Pflichtdienstes die Haltung des AWO Bundesverbandes. Auch dessen Vorsitzender Wolfgang Stadler erteilt der „Sommerlochidee“ eine klare Absage: „Die Idee eines verpflichtenden Gesellschaftsjahres ist eine doppelte Mogelpackung: weder stärken wir die Solidarität und den Gemeinsinn junger Menschen, wenn wir sie in einen Pflichtdienst zwingen, noch erreichen wir damit etwas gegen den Fachkräftemangel im sozialen Bereich.“

Auch Klaus Johannknecht und Oliverkern warnen davor, mit dieser Idee die Mangelsituation in der Pflege beheben zu wollen: „Was wir brauchen sind bessere Pflegeschlüssel und attraktivere Arbeitsbedingungen in den Heimen. Gleichzeitig muss man auch auf jeden Fall die Position des ehrenamtlichen sozialen Engagements stärken, ohne das schließlich keine Gesellschaft funktioniert. Das eine kann aber das andere nicht ersetzen!“

Autor*in Peter Marnitz
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