Appelle für eine gerechte Gesellschaft beim Fischessen der AWO am Aschermittwoch

„Wir müssen unsere Demokratie verteidigen! Ohne soziale Gerechtigkeit ist unsere Gesellschaft in Gefahr!“ Dass sich die Essener AWO auch im 100. Jahr ihres Bestehens weiter für Solidarität in einer friedlichen Gesellschaft einsetzen wird, das machte jetzt der Essener AWO Vorsitzende Klaus Johannknecht bei der Begrüßung der Gäste des inzwischen schon traditionellen Aschermittwochs-Fischessen der Essener Arbeiterwohlfahrt klar.

Gerade jetzt vor dem Hintergrund der Ereignisse in Thüringen und Hanau sei es wichtig, die Schere zwischen Arm und Reich zu schließen, betonte Johannknecht vor den über 100 Gästen im großen Saal des Friedrich-Ebert-Zentrums der AWO in Altenessen.

Festredner der schon 38. Veranstaltung ihrer Art war der SPD Oppositionsführer im NRW Landtag und Essener SPD-Vorsitzender Thomas Kutschaty, für die Moderation sorgte der AWO Geschäftsführer Oliver Kern.

Bei seinem Grußwort für die Stadt Essen betonte der erste Bürgermeister Rudi Jelinek, welch tragende Säule des sozialen Lebens in der Stadt die AWO schon seit Jahrzehnten ist. Damit trage der große Sozialverband wesentlich zum Zusammenhalt der Stadtgesellschaft bei.

Ganz unter dem Eindruck der Vorgänge im Thüringer Landtag und des rassistisch geprägten Verbrechens in Hanau, appellierte Thomas Kutschaty in seiner Rede an alle, sich jetzt aktiv für ein friedliches Miteinander einzusetzen und Rassismus und Nationalismus zu bekämpfen. Detailliert machte der Borbecker Politiker deutlich, in welchen Feldern sich die Gesellschaft ändern müsse, um das Vertrauen der Bürger in die Demokratie zu stärken und den Zulauf zu rassistischen und nationalistischen Parteien zu stoppen. „Inzwischen ist mit der AfD NS-Vokabular in die Parlamente eingezogen. Das ,Nie wieder!‘ ging uns über Jahre hinweg viel zu leicht über die Lippen. Jetzt müssen wir immer wieder darum kämpfen, dass aus rassitischen Worten keine Taten werden.“ Von Geburt an seien, so Kutschaty, die Chancen in unserer Gesellschaft ungerecht verteilt. Vom Gesundheitswesen über die Arbeitswelt bis zur Rente reichte die Analyse, die nüchtern die grundlegenden Fehler aufzeigte. Nur wenn es sozial gerecht zugehe und die Bürger echte Sicherheit spürten, könne man unsere Demokratie sichern und den gesellschaftlichen Frieden schaffen.

Für einen kabarettistischen Ausklang sorgte Esther Münch im Kittel der Reinigungskraft Waltraud Ehlert. Dabei konnte die Ruhrgebietssprache nicht darüber hinwegtäuschen, mit welch scharfem Verstand und bissigen Formulierungen die „Putzfrau“ die gesellschaftlichen Entwicklungen analysiert und Politikern den Kopf wusch. Der  „Herr Thomas“ (Kutschaty) in der ersten Reihe musste sich dabei manche Frage nach eigener Verantwortung stellen lassen. Bei allem einte Publikum und Kabarettistin die Abscheu vor rechtsextremen Gruppierungen: „Popolisten sind eben watt für’n Arsch, datt hörsse schon am Wort!“

Nach einer kurzen Verwandlung zur Gospel-Sängerin und einem gefühlvollen „Oh happy day“ erinnerte sich die Gesellschaft an den Anlass des Treffens und genoss das reichhaltige Fisch-Büffet des 38. Aschermittwochs-Fischessens der Essener AWO.

Zu den Gästen zählten unter anderem der Europa-Parlamentarier Jens Geier, der Bundestagsabgeordnete Dirk Heidenblut, die Landtagsabgeordneten Britta Altenkamp (auch Vorsitzende des AWO-Bezirks Niederrhein) und Frank Müller, der CDU-Fraktionsvorsitzende im Essener Rat Jörg Uhlenbruch, der stellvertretende SPD-Ratsfraktionsvorsitzende Martin Schlauch und die Ex-Oberbürgermeister Annette Jäger und Reinhard Paß.

Autor*in Peter Marnitz
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