„Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem.“
Beim „Mittwochsgespräch“ der Essener AWO diskutierten der AWO Bundevorsitzende Michael Groß, OB-Kandidatin Julia Klewin, Kreisjugendwerksgeschäftsführerin Pia Schulke, der AWO Präsidiumsvorsitzende Klaus Persch und AWO Vorstand Oliver Kern

„AWO lebt Demokratie“: Das war das Motto der jüngst stattgefundenen Talkrunde aus der Reihe „Mittwochsgespräch“ in der Geschäftsstelle des Essener AWO Kreisverbandes am Holsterhausen Platz. Als Gäste konnte die AWO Essen den Bundesvorsitzenden der AWO, Michael Groß, die SPD-Oberbürgermeister-Kandidatin Julia Klewin und die Geschäftsführerin des Essener AWO Kreisjugendwerks, Pia Schulke, begrüßen. Mit ihnen diskutierten Klaus Persch (Präsidiumsvorsitzender AWO Essen) und Moderator Oliver Kern (Vorstand AWO Essen) unter anderem über das aktuelle gesellschaftliche Klima, das Thema Arm und Reich und die gesellschaftliche Bedeutung nicht-staatlicher Träger im Bildungsbereich. Oliver Kern sieht eindeutig die Politik am Zug und forderte zum Handeln auf.
Doch vorher unterstrich der AWO Bundesvorsitzende Michael Groß die gesamtgesellschaftliche Aufgabe nicht nur der sozialen Träger, sondern auch der verschiedenen gesellschaftlichen Akteur*innen: „Wir müssen den Menschen wieder Orientierung und Unterstützung geben.“ Den Appell, abseits der großen und globalen Themen nicht die alltäglichen Probleme der Menschen aus dem Blick zu verlieren, können sicherlich Politik, Medien und andere Institutionen ebenso verinnerlichen.
Dass das Thema „Soziale Ungerechtigkeit“ verbunden mit Zukunftsängsten vielen Menschen auf der Seele liegt, betonte auch Pia Schulke: „Wir müssen die Schere zwischen Arm und Reich wieder schließen“, forderte sie. Derzeit herrsche große Unsicherheit in der Gesellschaft wo die Zukunft hinführe und die soziale Ungerechtigkeit nehme immer mehr zu. Sie möchte gerne die Frage der Umverteilung viel öfter und viel lauter stellen.
Die OB-Kandidatin und hauptberufliche Lehrerin Julia Klewin sieht viele Ansatzpunkte schon in der Schule. Sie würde gerne das Fach „Politik“ und auch „Wirtschaft“ wieder auf den Stundenplan setzen.
Auch der AWO Präsidiumsvorsitzende Klaus Persch sieht eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft und auch die Folgen für die politische Landschaft: Der Rechtsruck ziehe sich mittlerweile durch alle Gesellschaftsschichten. „Für Demokratie muss man kämpfen“, bemerkte er. Um die Menschen zurückzuholen, müssten wir sie und ihre Grundbedürfnisse in den Mittelpunkt stellen, anstatt in Leuchtturmprojekte wie Stadionausbau, Regattatribüne am Baldeneysee oder Ähnliches zu investieren. Ziemlich unzufrieden ist er in dem Zusammenhang mit der Rolle, in der die sozialen Träger oftmals gezwängt werden: „Wohlfahrtsverbände dürfen nicht länger als Bittsteller dargestellt werden.“
Der AWO Vorstand Oliver Kern forderte Taten und nicht nur große Worte von der Politik, denn: „Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem.“