Unsichtbare Bücher und sichtbare Erfolge

Ob es nun unsichtbare Bücher gibt oder auch nicht, das hat die Lesegruppe in der Bodelschwingh-Grundschule in Altendorf an diesem Morgen noch nicht herausfinden können. Dass es aber Spaß macht und äußerst spannend ist, wenn Gäste aus einem wirklich auf dem Tisch liegenden Buch vorlesen, darin waren sich die acht Mädchen und Jungen aus der dritten und vierten Klassenstufe schnell einig. An diesem Morgen war es der AWO Geschäftsführer Oliver Kern, der zusammen mit Berrin Kapyapar von der AG Migration und Vielfalt und einem AWO-Mitarbeiter nicht nur aus dem Kinderroman „Das unsichtbare Buch“ von Santiago Garcia-Clairac vorlas, die Gäste ließen sich auch von der Schulleiterin Hannelore Herz-Höhnke über das Leben in der Bodelschwingh-Schule informieren.

Schon die kleine Schülergruppe, die gespannt die Abenteuer des 11-jährigen Cesar in dem Roman  verfolgte, bewies, welche Erfolge das Team um Hannelore Herz-Höhnke erzielt hat. Keines der Kinder hat deutsche Wurzeln, in den meisten Elternhäusern wird noch kurdisch, arabisch, italienisch oder türkisch gesprochen. Und doch verstanden alle Wort für Wort den Text und konnten sich auch flüssig am Vorlesen beteiligen.

Zwischen den Kapiteln berichteten die jungen und Mädchen von den zehn „goldenen Regeln“  nach denen das Zusammenleben der Schulgemeinde organisiert ist. So wird unter anderem mit fest eingeübten Ritualen Streit geregelt. Körperliche Auseinandersetzungen sind absolut verpönt. Bei allen Regeln steht aber, so die Schulleiterin Herz-Höhnke, der Spaß am Lernen und die gemeinsame Freude im Vordergrund. So ist es schon eine kleine Tradition an der Schule, dass es beim Lesetag in der Pause frisch gebackene Waffeln gibt, die teilweise von ehrenamtlichen Kräften serviert werden.

Vieles, was über den eigentlichen Unterricht hinaus geschieht, funktioniert nur dank des ehrenamtlichen Einsatzes von Eltern oder Freunden der Schule. „Auch hier erfährt man wieder viel über den Wert des Ehrenamtes. Ohne den freiwilligen Einsatz kann unsere Gesellschaft nicht funktionieren“, fasst Oliver Kern die positiven Eindrücke seines Besuchs zusammen: „Was mich aber erschüttert hat, sind die Verhältnisse, mit denen hier alle zurechtkommen müssen. Zum einen muss gerade in einer solchen Schule, die viele schwierige Lagen bewältigen muss, dringend mit einem besseren Personalschlüssel gearbeitet werden. Darüber hinaus müsste das Gebäude unbedingt renoviert und erweitert werden. Die Kinder sind es einfach wert, dass man sich unter optimalen Bedingungen um sie kümmert!“

Als süßen Abschluss des Lesetages lud Oliver Kern alle Schüler zu leckeren Waffeln in die Schulcafeteria ein. Die Antwort, ob es nun tatsächlich unsichtbare Bücher gibt, wurde auf die nächste Woche vertagt.

Autor*in Peter Marnitz
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