Migrationsberatung bekommt Hilfe von Essener Bundestagsabgeordneten
„Was wir oft nur machen können sind Feuerwehreinsätze. Soll Migration gelingen, muss man nachhaltig und kontinuierlich arbeiten und nicht nur in absoluten Notfällen Hilfe leisten.“ Hanimgül Ilhan kümmert sich für die Essener Arbeiterwohlfahrt um die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE). Mit fünf weiteren Kolleginnen und Kollegen anderer Träger ist sie Ansprechpartnerin für aus anderen Ländern neu nach Essen zugezogenen Menschen, ob aus EU-Staaten oder mit Fluchterfahrung. Da sich in den letzten Jahren die Zahl der Berater-Stellen nicht verändert hat, die Zahl der Fälle sich aber zum Beispiel durch das Anwachsen der Flüchtlingszahlen vervielfacht hat, haben sich die Beraterinnen und Berater, die in einem Netzwerk kooperieren, zu einer gemeinsamen Aktion entschlossen.
Zusammen besuchten sie jetzt die Essener Bundestagsabgeordneten von CDU, SPD, und Grünen, um ihnen rechtzeitig zum Beginn der Haushaltsberatungen des Bundes ihre Forderungen nach mehr Mitteln und damit mehr Stellen für die Migrationsberatung zu präsentieren. Finanziert wird die Arbeit größtenteils aus dem Etat des Bundesinnenministeriums.
Und mit dieser Forderung sind die Essener, die für die AWO, die Caritas, das Diakoniewerk, „Plan B“ und VIBB Essen e.V. arbeiten, nicht allein. Bundesweit gibt es 814 Vollzeitstellen, die sich 2017 um 301 000 Beratungsfälle kümmerten. Dafür gab der Bund rund 52 Millionen Euro aus. Viel zu wenig, sagt dazu die Bundesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege und fordert zusätzliche Mittel in Höhe von 18,7 Millionen Euro.
Vor Ort bei den Bundestagsabgeordneten Matthias Hauer (CDU), Dirk Heidenblut (SPD), Arno Klare (SPD) und Kai Gehring (Grüne) machte die Gruppe deutlich, unter welchen Bedingungen die für alle wichtige Integrationsarbeit geleistet werden muss und welche Anforderungen der Gesetzgeber an die Aufgaben geknüpft hat. Das Spektrum reicht von berufsorientierter Einzelfallberatung über die Vermittlung an die zuständigen Behörden und Ämter bis zur Organisation von Kinderbetreuung. „Jeder kommt mit seinem eigenen Rucksack. Oft müssen wir aber viel Zeit für die Hilfe in akuten Notfällen aufwenden, wenn plötzlich eine ganze Familie im Büro steht, die ihr Dach über dem Kopf verloren hat und ohne Deutschkenntnisse das Problem nicht selbst lösen kann. Diese Zeit fehlt uns dann für die nachhaltige Beratung anderer Hilfesuchender“, berichtet Hanimgül Ilhan aus ihren Erfahrungen.
Alle Abgeordneten sicherten aber zu, sich für eine Aufstockung der Mittel in ihren jeweiligen Fraktionen stark zu machen. Ein gemeinsamer Brief der Essener Vertreter im Bundestag soll nun die Position deutlich machen, dass eine Stärkung der Migrationsberatung im Angesicht der stark angewachsenen gestiegenen Zuwanderung dringend notwendig ist.