Danke an alle Partner*innen und Unterstützer*innen

Anstelle des traditionellen Fischessens: Offener Brief der AWO Vorsitzenden Claudia Osterholt und des AWO Geschäftsführers Oliver Kern

Schon zum dritten Mal in Folge muss das Fischessen der AWO Essen angesichts der Corona-Pandemie ausfallen. Seit Jahrzehnten pflegt der Kreisverband die Tradition, am Aschermittwoch einige Worte an Freunde und Unterstützer*innen zu richten. Anstelle der Präsenzveranstaltung wenden sich nun die AWO Vorsitzende Claudia Osterholt und der AWO Geschäftsführer Oliver Kern an die Öffentlichkeit:

Nicht leicht fällt es uns angesichts der jüngsten Ereignisse in der Ukraine, an dieser Stelle den Blick auf gänzlich andere Themen zu richten. Wir, die AWO Essen, sind schockiert über diesen Angriffskrieg Russlands, der in allen Belangen den Fortschritt im Miteinander der Nationen in Europa und an dessen Rändern der vergangenen mehr als 30 Jahre ad absurdum führt. Die AWO Essen tritt ein gegen jegliche Form von Gewalt und Unterdrückung und richtet ihr gesamtes Handeln an den Grundwerten Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit aus.

Umso mehr freut es uns, dass wir in der Arbeitsgemeinschaft Wohlfahrt mit dem Partner Stadt Essen so zeitnah einen Weg gefunden haben, schnelle und unbürokratische Hilfe zu leisten. Den Ukrainerinnen und Ukrainern muss geholfen werden, und das ohne Verzögerung. Sie benötigen nicht nur schnelle materielle Unterstützung, sondern auch einen Zufluchtsort, an dem sie vor den Gefahren dieses Konfliktes geschützt werden. Die AWO in Essen heißt alle Ukrainerinnen und Ukrainer willkommen, die in diesen Tagen wie in den kommenden Wochen hoffentlich den Weg nach Essen finden. Wir sind stolz darauf, dass wir in einer Stadt tätig sind, in der die Solidarität großgeschrieben wird. Danke an alle Partner und Partnerinnen!

Und danke auch an alle privaten und öffentlichen Institutionen, die uns in dieser schweren Corona-Zeit unterstützt und dabei geholfen haben, die tiefgehenden zwischenmenschlichen Auswirkungen der Pandemie zu lindern. Hier möchten wir etwa der Mercator Stiftung für die jahrelange Partnerschaft danken, die uns in diesem Jahr das schöne „Märchenhafte Kochbuch“ ermöglicht hat, bei dem knapp 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus rund zwölf Nationen über 100 Rezepte und knapp 40 Märchen zusammengetragen haben. Der Brost-Stiftung und dem Club Kohlenwäsche danken wir für die Finanzierung des Kindermobils, das in schweren Zeiten den kleinsten Mitgliedern unserer Gesellschaft viel Freude machen konnte. Alle privaten Unterstützerinnen und Unterstützer an dieser Stelle zu nennen, würde leider unseren Rahmen sprengen. So viel sei gesagt: Vielen Dank an Euch alle, ohne Euch würde unserer Arbeit sehr, sehr viel fehlen!

Auch die öffentliche Hand soll an dieser Stelle nicht vergessen werden. Die Stadt Essen ist für uns nicht nur ein wichtiger, sondern auch ein hochgeschätzter Partner. Vielen Dank für die vielen Kooperationen und Unterstützungen, die wir durch verschiedenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung bei unseren Vorhaben und Projekten erleben durften und erfahren haben. Den Ministerien im Land und im Bund danken wir für u.a. die Unterstützung beim Projekt „Kurve kriegen“ und unserer politischen Arbeit des „Paul-Gerlach-Bildungswerks“ der AWO Essen, der Bereitstellung von Elternhilfe im Projekt „Elternstart NRW“, dem Einrichten der Integrationszentren und vielem mehr.

Dennoch müssen wir an dieser Stelle auch etwas Wasser in den Wein schütten, denn wir leben hier längst nicht in der besten aller Welten. Die zunehmende soziale Ungerechtigkeit in unserer Stadt, in unserem Land und im Bund macht uns betroffen und betrifft uns direkt. Der 6. Armutsbericht der Regierung unterstreicht, dass sich die Situation für arme Menschen in Corona-Zeiten verschlechtert hat, die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderklafft und zunehmend Menschen in prekäre soziale Situationen abrutschen. Für uns sind das unerträgliche Nachrichten und stärkste Motivation in einem. Die AWO in Essen wird dies zum Anlass nehmen, die Stimme zu erheben und am 1. Juni ihre zweite Sozialkonferenz nach 2017 zu organisieren. Wir erwarten von der Landesregierung, dass sie sich für bezahlbaren Wohnraum und die Abfederung der Energie-Verteuerung einsetzt. Außerdem halten wir eine „Kindergrundsicherung“ für absolut notwendig, die die sozialen Angebote für die Kleinsten und Schwächsten sichert. Zudem wollen wir kostenfreie Kitas.

Bei der Pflege von Senior*innen und Senioren sowie der Betreuung von Kindern in unseren Kitas sehen wir starken Handlungsbedarf. Um dem derzeitigen Ausbau der Kita-Landschaft gerecht zu werden, müssen auch die Ausbildungskapazitäten erweitert werden. Das gleiche Problem sehen wir als Träger einer Pflegeschule, die der hohen Anzahl der Bewerber*innen nicht gerecht werden kann. Sichere Pflege, auskömmliche Finanzierung und personelle Ausstattung fordern wir für unsere sechs Pflegeeinrichtungen für Senior*innen. Zu guter Letzt möchten wir der Landesregierung die Wiedereinführung des Unternehmergewinns ins Stammbuch schreiben. Nur so können wir uns auf notwendige Investitionen vorbereiten.

Die AWO Essen wünscht Ihnen allen ein erfolgreiches Jahr 2022!

Bleiben Sie gesund!

Ihre Claudia Osterholt und Oliver Kern

Autor*in Oliver Kern / Claudia Osterholt / Markus Grenz
Interesse geweckt? Wir freuen uns auf Sie!